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Vorwort

Der Flugplatz Anklam und seine Nutzer

Die Schaffung und Nutzung des Flugplatzes 1934 - 1945    

Die Geschichte des Flugplatzes Anklam beginnt Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Seine Entstehung begründet sich in der Wiederaufrüstung und Kriegsvorbereitung Deutschlands in den dreißiger Jahren. 

1937 erfolgten die offizielle Inbetriebnahme und Fertigstellung des Flugplatzes mit dem Status eines Fliegerhorstes.   

In den Jahren 1945-1947 werden die Flugplatzanlagen gesprengt und weitestgehend abgetragen.

 Der fliegerische Neubeginn 

Erst 1953 erfolgen erste Starts durch Segelflieger der GST mit zwei Schulgleitern und ohne eine feste Unterkunft.

Weitere Flugaktivitäten gibt es zu dieser Zeit in Anklam nicht.

 Der Aufbau des Agrarfluges in den Jahren 1957-1968

Die Herausbildung der Großraumwirtschaft in der Landwirtschaft bringt neue Bedingungen mit sich. Die Nutzung des Flugzeuges als Arbeitsmittel war vorausschauend angedacht.

Der § 4 des Statuts des 1955 geschaffenen Luftfahrtunternehmens der DDR beinhaltet u. a. folgende Aufgabenstellung:

  "Durchführung von Flügen zur Schädlingsbekämpfung und

  Ausbringung von Dünger auf land- und forstwirtschaftlichen

  Nutzflächen."

Der Zeitraum vom Herbst 1956 bis zum Frühjahr 1957 wird sowohl zur Beschaffung der erforderlichen Flugzeuge und Aus­rüstungen, als auch für die Ausbildung des dringend benötigten Einsatz­personals mit Spezialkenntnissen genutzt. Im März 1957 erfolgen dann die ersten Agrarflugeinsätze in der Landwirtschaft der DDR. Dazu werden Mehrzweckflugzeuge L-60 aus der CSR sowie die bewährte AN-2 aus der der SU importiert.

Der erstmalige Einsatz des Flugzeugtyps AN-2 bei der Kartoffelkäferbekämpfung auf einem 12 ha-Schlag der LPG Görke, Kreis Anklam, erfolgt am 7.August 1957.

1963 wird beschlossen, den Flugzeugeinsatz für die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion zu erweitern.

Dazu sind Stützpunkte in Berlin, Leipzig, Magdeburg, Kyritz und Anklam geplant, die in den Jahren 1959 und 1960 realisiert werden.

So wird am 29. Januar 1960 der Stützpunkt Anklam übergeben. Als Arbeitsraum dient ein kleines einstöckiges Gebäude, genannt „Sput­nik", und der Hangar befindet sich im Bau.

Im März 1960 erfolgt von hier aus der erste Einsatz.

Solche Agrarstützpunkte mit Hangar, Tanklager, Flugzeugwartungsstätten und Flugsicherungsein­richtungen sind zur damaligen Zeit auch international Neuheiten.

Damit wurde der notwendigen Flottenvergrößerung entsprochen.

Die Entwicklung vollzieht sich nach 1962 abhängig von den Erfordernissen der Landwirtschaft und es ergibt sich eine immer stärkere Integration des Agrarfluges in deren Produk­tionsprozess.

Daraus ergibt sich eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Mitarbeiter und die Umgestaltung des Hangars zur Werft.

1963 erfolgt die Zusammenlegung der DDR- Luftverkehrsbetriebe und die gleichzeitige Umbenennung in “INTER­FLUG".

Im Januar 1968 beginnt dann der Experimentaleinsatz des Luftfahrzeuges Z-37 aus der CSSR, das ab 1969 die L-60 ersetzt. 

Die Weiterentwicklung bis 1990

Im Zuge der Arbeitsteilung in der Landwirt­schaft und der damit verbundenen Schaffung der Agrochemischen Zentren bekommt der Agrar­flug ab 1971 eine neue und wich­tige Teilfunktion im Maschinensystem des Chemisierungsprozesses. So werden 1975 3,3 Millionen beflogener Hektar im Gesamtbetrieb abgerechnet.

Vielfältige Initiativen führen zu diesem beachtlichen Auf­schwung. 

Aus dem ehemaligen Stützpunkt Anklam wird der Produktionsbereich und später der Betriebsteil Nord. Es entstehen die Be­zirksstaffel Rostock und Neubrandenburg. 

In dieser Zeit werden neue Instandhaltungssysteme entwickelt, die dem landwirtschaftlichen Produktionszyklus weitgehend angepasst werden und eine Nutzung der Flugzeuge ohne Grundüberholung gewährleisten. Diese Erfahrungen werden auch in der inter-nationalen Zusammenarbeit im Rahmen des RGW weitergegeben.

1975 wird in Anklam die letzte AN-2 außer Dienst gestellt und nach Bulgarien verkauft.

Die Verdopplung des Flugzeugbestandes führt zwangsläufig zur Erweite­rung der Basen. So wird am 1. Januar 1976 der Produktionsbereich An­klam durch die Übernahme des Flughafens Barth als Agrarflugobjekt er­weitert. Hier werden zunächst Rationalisierungsmittel und MMM-Exponate gebaut. Am 10. Mai 1979 erfolgt dann die Inbetriebnahme der Werftaußenstelle Barth. 

Mit dem Flugzeug M-18A aus Polen kündigt sich 1984 eine neue Generation von Luftfahrtzeugen an. 

Die Mitarbeiter der Werft Anklam und der Bezirksstaffel Neubrandenburg haben den Einsatz dieses Flugzeuges gut vorbereitet und gelöst, so dass auch in anderen Bereichen die M-18A eingeführt wird. 

Noch bis 1990 erfolgt in Anklam der Einsatz von Landwirtschaftsflugzeugen der Typen Z-37 und M-18A des Betriebsteiles Agrarflug der INTERFLUG.

So machte dieser Betrieb über 30 Jahre der Stadt Anklam und ihrem Sohn, dem Flugpionier Otto Lilienthal, alle Ehre.